Comeback bei den legendären 24h von LeMans!
Lange Zeit war es sehr ruhig um mich gewesen. Meine komplizierte Schien- und Wadenbeinfraktur und die daraus folgende Rehabilitation kostete mich viel Energie. Unzählig viele Stunden verbrachte ich im Fitnessstudio, bei der Physiotherapie und in der Reha-Klinik. Aber mein Ziel war klar definiert. Ich wollte wieder Rennen fahren und das am besten schneller als je zuvor! Mitte März konnte ich im spanischen Aragon und in Valencia meine ersten Testfahrten auf einem Rennmotorrad absolvieren und war unvorstellbar glücklich, wieder zurück zu sein. Die harte Arbeit über den für mich langen Winter machte sich endlich bezahlt!
Trotz mehrerer Podestplätze in der IDM 2022 fand ich keinen Platz für die neue Saison. Ich musste mich umorientieren und bin in der FIM Endurance Weltmeisterschaft fündig geworden. Das LRP Poland EWC Team wurde mein neues Zuhause. Das BMW Team ist für mich kein unbekanntes. Schon in der Saison 2021 ging ich als Ersatzfahrer in Le Castellet für die Mannschaft an den Start. Und so schnell wie die Vorsaison vergeht, stand auch schon das erste Rennen vor der Tür.
Letzte Woche stand der Saisonauftakt der FIM EWC Saison 2023 an. Die legendären 24h von LeMans! 54 Rennteams mit jeweils 3 Fahrern kämpften um die große Trophäe. Zusammen mit dem Niederländer Pepijn Bijsterbosch und dem deutschen Dominik Vincon stellten wir uns der Weltelite. Die freien Trainings wurden von schlechtem Wetter beeinflusst und erschwerten unsere Abstimmungsarbeiten. Trotzdem konnte ich mich im Qualifying mit Platz 11 sehr gut positionieren. Meine Teamkollegen hatten es schwerer in ihren Zeittrainings und somit sprang in der Kombination der 20. Startplatz für uns heraus.
Das Rennen sollte wie immer ein spektakulärer Krimi werden. Über 77.000 Zuschauer waren Live vor Ort und sorgten für eine unglaubliche Atmosphäre. Wir starteten gut ins Rennen und konnten gleich Positionen gut machen. Leider stürzte Dominik in seinem ersten Stint und wir verloren Zeit und Positionen bei der Reparatur der BMW S1000RR. Kurz darauf machten wir uns an die Aufholjagd. Ich konnte gute Stints fahren und dabei konstante Rundenzeiten hinlegen. Nach 12 Stunden zu Rennmitte konnten wir uns bis auf Platz 15 vorarbeiten. Trotz unglaublich niedrigen Temperaturen in der Nacht von gerade einmal 2 Grad, konnte ich meinen Rhythmus beibehalten.
Viele Stürze und Safety-Car Phasen prägten den weiteren Rennverlauf. Leider wurden auch wir vom Pech heimgesucht. Nach über 22 Stunden Kampf ging der Motor eines vor mir fahrenden Piloten hoch. Dabei wurde eine Ölspur hinterlassen, die mir zum Verhängnis werden sollte. Ich stürzte hart und auch hinter mir kamen weitere Motorräder geflogen. Mit allen Mitteln versuchte ich das beschädigte Motorrad an die Box zurück zu bringen. Mein Team leistete unglaubliche Arbeit und nach nur 10 Minuten konnte ich wieder zurück auf die Strecke. Ein unbemerktes kleines Loch im Kühler führte leider dazu, dass der Motor überhitzte und zum Anbruch der letzten Stunde nur noch auf zwei Zylindern lief. Uns blieb nichts anderes übrig, als erst kurz vor der Karierten Flagge wieder auf die Strecke zu gehen und das lädierte Motorrad in letzter Minute über den Zielstrich zu bringen.
Leider war das Glück nicht auf unserer Seite, aber dennoch konnten wir trotz viel Zeit in der Box, die Ziellinie auf Platz 22 überqueren. Natürlich wäre ohne die Stürze um einiges mehr drin gewesen. Trotzdem bin ich mit meiner Performance sehr zufrieden. Ich fühle mich nach meiner Verletzung sehr wohl auf dem Motorrad und bin auch körperlich fitter als je zuvor. Für das nächste 24 Stunden Rennen im belgischen Spa Francorchamps müssen wir weiter an der Abstimmung arbeiten, um die BMW weiter zu verbessern. Wir müssen das Gesamtpaket verfeinern und werden dann den nächsten Angriff auf die Top 10 wagen. Ich freue mich, wieder zurück zu sein!
Bis bald
Julian #19 / #90
Neues Zuhause bei LRP Poland BMW und in der Endurance World Championship!
Ich freue mich riesig, nächste Saison in der FIM Endurance World Championship (EWC) für das Team LRP Poland an den Start gehen zu dürfen! Zusammen mit Dominik Vincon & Pepijn Bijsterbosch werden wir auf BMW in der Superbike Klasse um die Positionen kämpfen. Vielen Dank an das gesamte Team für das Vertrauen in mich und die Chance, mein Können unter Beweis zu stellen!
Ich kann es kaum erwarten, wieder auf eine Superbike BMW S 1000 RR zu steigen und mit der Arbeit zu beginnen. Momentan befinde ich mich im Kraft- und Konditionstraining, um für die 24 Stunden Rennen gerüstet zu sein. Die erste Trainingseinheit auf dem Motocross-Motorrad konnte ich nach meiner langwierigen Verletzung auch schon problemlos abspulen.
Die legendären 24 Stunden von LeMans starten bereits Anfang April. Bis dahin liegt noch einiges an Arbeit vor mir. Also auf gehts in ein neues Abenteuer!
Habt ein Auge auf die Nummer 90
Bis bald
Julian
Saison nach Trümmerbruch vorzeitig beendet
Der Assen TT Circuit in Holland sollte sich als kein gutes Pflaster für mich herausstellen. Nach einer bisher positiven Saison fühlte ich mich sehr gut und freute mich auf das Event. Im ersten freien Training fand ich schnell in einen guten Rhythmus. Leider aber hatte ich schon in Runde 5 einen massiven Highsider bei hoher Geschwindigkeit. Ich schlug hart auf den Boden auf und bemerkte sofort, dass etwas mit meinem Bein nicht in Ordnung war.
Ich wurde ins Krankenhaus nach Assen eingeliefert, wo später drei Brüche am Schien- und Wadenbein über dem Sprunggelenk festgestellt wurden. Da ein Bruch verschoben und der andere zertrümmert war, wurde ich noch am selben Tag operiert. Es wurden eine Platte und mehrer Schrauben eingesetzt. Die OP ist gut verlaufen und Anfang der Woche durfte ich die Heimreise nach Deutschland antreten.
Es tut mir unendlich leid für mein gesamtes Team GERT56. Nachdem Toni Finsterbusch verletzungsbedingt seit dem Schleizer Dreieck fehlt, muss das Team nun auch auf seinen zweiten Fahrer in der Superbike verzichten. Wir hatten eine tolle Saison mit bisher 4 Podiumsplatzierungen. Ich lag auf Platz 3 der IDM Gesamtwertung und unser Ziel, diesen auch bis zum Schluss zu verteidigen, können wir nun nicht mehr verfolgen.
Vielen Dank an alle Helfer an der Strecke sowie dem medizinischen Personal im Klinikum von Assen. Danke auch an meine Ausrüster für Schutzkleidung: Damen Motorkleding, HJC Helmets und Frey Daytona. Durch euch wurden schwerere Schäden vermieden. Danke an mein Team Gert56, dass immer hinter mir steht sowie an alle Sponsoren und Unterstützer, die mich in diesem Jahr begleitet haben.
Ich lege nun den vollen Fokus auf meine Genesung und werde alles dafür tun, stärker wieder zurückzukommen. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber die Ärzte sind guter Dinge!
Danke und bis bald
Julian #19
Doppel-Podium bei dem Saisonhighlight vor der Haustüre!
Das große Saisonhighlight der IDM auf dem Schleizer Dreieck liegt nun hinter uns. Mit über 30.000 Zuschauern und einer grandiosen Atmosphäre schreibt die älteste Naturrennstrecke Deutschlands Jahr für Jahr seine Geschichte. Es ist jedes Mal eine besondere Ehre für mich, als Schleizer bei diesem Rennen an den Start zu gehen!
Die freien Trainings am Freitag waren von technischen Problemen überschattet. Ein Fehler in der Elektronik, der sich nicht erkenntlich gezeigt hat. Mein Team GERT56 arbeitete bis in die Nacht hinein, um das Problem zu beheben. Mit Erfolg! Pünktlich zum Zeittraining am Samstag lief alles Perfekt und ich konnte mich mit meiner bisher schnellsten Rundenzeit auf dem Dreieck für den 4. Startplatz qualifizieren. Eine super Ausgangslage für den anstehenden Rennsonntag!
Zum Renntag stieg die Aufregung ins Unermessliche. Ich erwischte einen super Start ins erste Rennen und setzte mich auf Platz 3. Gleich zu Beginn konnte ich einen kleinen Vorsprung zu meinen Verfolgern heraus fahren. Zu Rennmitte spürte ich, dass der Grip am Hinterrad nachließ und ich ging durch einen Highsider beinahe zu Boden. Das ließ meine Verfolger wieder aufholen und ich kämpfte bis zum Schluss in einer dreier Gruppe um den letzten Podestplatz. In der letzten Runde berührten sich die anderen beiden Kontrahenten und gingen unsanft zu Boden. Darunter auch mein Teamkollege Toni Finsterbusch. Somit stieg ich mit dem 3. Platz in der Tasche auf das Treppchen. Da sich aber meine beiden Kontrahenten verletzten, war die Stimmung gedämpft. Zum Glück gab es ziemlich schnell Entwarnung zum Gesundheitszustand der Beiden und ich konnte "beruhigt" in das nächste Rennen gehen.
Im zweiten Rennen startete ich durch das "Reverse-Grid" von Startplatz 7. Erneut erwischte ich einen Granaten-Start und bog als zweiter in die erste Kurve ein. Nach dem ersten Drittel des Rennens lag ich erneut auf Platz 3 und hatte eine Verfolgergruppe im Nacken. Es waren anstrengende 18 Rennrunden. Mit konstanten Rundenzeiten gelang es mir aber, einen kleinen Vorsprung heraus zu fahren und erneut aufs Podium zu klettern. Die Stimmung der Fans war atemberaubend! Für mich geht ein kleiner Traum in Erfüllung. Endlich wieder ein Podium vor heimischer Kulisse! Durch diese beiden dritten Plätze ging es für mich auch in der Gesamtwertung auf Platz 3 nach vorne.
Vielen Dank an das gesamte Team für den super Job! Danke auch an alle Fans, Zuschauer und Gäste fürs Daumendrücken. Schleiz ist der Hammer! Es ist ein absolutes Gänsehaut-Erlebnis, wie der Motorsport auf dem Schleizer Dreieck gefeiert wird. Zu guter Letzt wünsche ich meinem Teamkollegen und Freund Toni Finsterbusch eine baldige und schnelle Genesung. Hoffentlich rollen wir so früh wie möglich wieder gemeinsam aus der GERT56 Box.
Bis bald
Julian #19